Regen

Als wir aus dem Kino treten regnet es in Strömen, erst das zweite Mal seit ich hier bin. Der ganze Dreck rinnt mit dem Wasser von der Strasse und fliesst abwärts in die Sickergruben. Doch der Duft des Regens lässt mein Herz erfreut hüpfen. Komisch, denn eigentlich hasse ich Regen. Noch immer benommen vom Film atme ich tief ein und wir gehen Stadt auswärts nach Hause. "Der letzte Exorzismus" passt zum Tag, düster und leicht übertrieben.

Colectivo

Ich drücke dem Busfahrer das Geld in die Hand und begebe mich mit meinem blauen Stückpapier in den hinteren Teil des Wagens. Der Duft von billigem Parfum und Schweiss steigt mir in die Nase. Stolpernd falle ich auf den Sitzplatz neben einem alten Mann, der mich sofort fröhlich beginnt voll zu plappern. Ich nicke freundlich zurück und gönne mir einen Schluck kaltes Wasser. Es ist Frühling und drückend heiss.

Sonntags

Es ist Sonntagnachmittag und ich schlürfe wie üblich um diese Zeit meinen aromalosen Tee. Die Sonne strahlt am blauen Himmel und von weitem hört man die Strassenhunde bellen. Die ganze Familie hat sich im Garten versammelt oder besser gesagt die Frauen der Familie. Wild gestikulierend erzählt meine Gastmutter eine Geschichte. Ich kann nicht folgen. In Gedanken versunken beobachte ich meine einjährige Schwester, die voller Freude mit einem Kübel Wasser spielt.  Aus dem Haus dringt die Stimme des Fussballkommentators, 1:0 für Estudiantes de La Plata. Ein fluchender Schrei folgt, San Lorenzo hat verloren.